Minijobber besonders hart von Corona-Krise betroffen
Ein aktueller Artikel bei t-online beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf Minijobber. Während Arbeitnehmer mit Vollbeschäftigung in Zeiten von Kurzarbeit zumindest Kurzarbeitergeld zusätzlich zum reduzierten Einkommen erhalten, können Minijobber von diesen Vorteilen keinen Nutzen ziehen. Nach Meinung vieler Experten ist gerade diese Gruppe also besonders hart von der Corona-Krise betroffen. Gerade im Niedriglohnsektor besteht kein „Sicherheitsnetz“ in Form des Kurzarbeitergeldes, weil hier kein Beitrag zur Arbeitslosenversicherung abgeführt wird. Somit sind hier oft komplette Einkommenseinbußen und Jobverluste durch die Krise an der Tagesordnung. Auch andere Einkünfte sind meist nicht vorhanden, da von dem bisher erzielten, niedrigen Lohn keine ausreichenden Vorsorgemaßnahmen getroffen werden konnten.
Starker Rückgang der Beschäftigungsquote
Bereits im März dieses Jahres ging die Beschäftigungsquote bei Arbeitnehmern im Minijob-Bereich um 4,6 % gegenüber dem Februar zurück – dies fand eine Studie im Auftrag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) heraus. Die Verfasser der Studie empfehlen, die Verdienstschwelle für Minijobs auf 250 Euro (bisher: 450 Euro) abzusenken, um so mehr Beschäftigten in diesem Bereich eine Absicherung durch die Anwendung von Sozialversicherungsbeiträgen zu gewähren. Schaut man sich die Entwicklung des Niedriglohnbereichs in Deutschland an, scheint diese Absenkung vernünftig: Im Jahr 2018 erzielten mehr als 7,7 Millionen Menschen einen Bruttolohn unter 11,40 Euro je Stunde – der Sektor ist insgesamt um mehr als 60 % gewachsen im Vergleich zu den 90er Jahren. Der durchschnittliche Stundenlohn von 8,40 Euro liegt sogar deutlich unter dem Mindestlohnniveau. Hierbei sind schätzungsweise auch viele Menschen, die einen unrechtmäßig niedrigen Lohn verdienen – eine Verstärkung der Kontrollen wäre daher auch angebracht.
Niedriglöhne auch in systemrelevanten Sektoren
Die Sektoren, in denen niedrige Löhne gezahlt werden, sind sehr vielfältig. Dies trifft sogar auch auf systemrelevante Bereiche zu – z. B. im Handel und der Lebensmittelindustrie oder auch im Gesundheits- und Sozialwesen. Dabei ist der niedrige Verdienst nicht immer auf eine niedrige oder fehlende Qualifikation zurückzuführen: Der Anteil der Menschen mit mittlerer oder höherer Qualifikation im Niedriglohnsektor ist signifikant gestiegen – im Jahr 2018 machten diese ca. 40 % der Beschäftigten aus. Dabei ist es schwierig, trotz vielleicht ausreichender Qualifikation aus dem Niedriglohnsektor herauszukommen: der Statistik zufolge ist jeder zweite Beschäftigte in den niedrigen Gehaltsklassen auch 4 Jahre später immer noch in diesem Bereich tätig. Hierbei haben Männer und jüngere Arbeitnehmer noch am ehesten den Absprung. Die Frage wird sein, wie Lösungen aussehen können, denn die aktuelle Situation ist sozial ziemlich ungerecht. Dies hat zuletzt insbesondere die Corona-Krise nach oben gekehrt. Der Vorschlag, die Verdienstschwelle abzusenken, ist sicherlich ein erster vernünftiger Schritt in die richtige Richtung, doch vermutlich wird dies nicht ausreichend sein. Wirtschaft und Politik sind gefordert, wollen wir in Zukunft vermeiden, dass bei einer erneuten Krise wieder Millionen Menschen in eine Notsituation geraten. Es wäre schön, wenn aus dem aktuellen Denken eine Verbesserung entstehen könnte.
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