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Immer mehr Senioren gelten als arm

Nach einem aktuellen Bericht des ARD-Magazins Monitor gelten immer mehr Senioren in Deutschland als arm. Demnach ist die Zahl seit dem Jahr 2010 deutlich angestiegen. In 2017 galten nach aktuellen Zahlen 3,2 Millionen Bürger als armutsgefährdet – eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 215.000 - aktuellere Zahlen liegen derzeit noch nicht vor. Das Thema ist seit geraumer Zeit in Deutschland ein Brennpunkt – die jetzt vorliegenden Zahlen aus 2017 lassen nichts gut erhoffen und dürften das Thema erneut anfeuern.


Was bedeutet „armutsgefährdet“?


Diese Definition ist genauestens durch das Statistische Bundesamt festgelegt. So gilt als armutsgefährdet, wer mit weniger als 60 % des mittleren Einkommens (Schwellenwert derzeit: 13.628 Euro je Jahr bei Alleinlebenden) der gesamten Bevölkerung auskommen muss. Eine Familie mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern gilt als armutsgefährdet, wenn ein gemeinschaftliches Einkommen (nach Einbezug staatlicher Transferleistungen) von weniger als 28.618 Euro je Jahr zur Verfügung steht. In 2017 bezogen 16 % der deutschen Bevölkerung entsprechend wenig Einkommen – hierbei sind insbesondere Alleinlebende, Alleinerziehende und Arbeitslose betroffen. Wie schon in den Jahren zuvor liegt die Armutsgefährdung im Ruhestand (18,7 %) über dem Durchschnittswert der Gesamtbevölkerung. Nach Meinung vieler Experten wird sich die Altersarmut in den kommenden Jahren drastisch verschärfen – gerade wenn man einen Betrachtungszeitraum von 10 bis 15 Jahren zugrunde legt.Die Gründe dafür sind vielfältig und sollten Anlass dazu geben, effektiv gegenzusteuern.


Warum wird es mehr Altersarmut geben?


In Deutschland gibt es immer mehr Menschen, die mit geringen Löhnen auskommen müssen oder in Teilzeit bzw. befristeten Arbeitsverhältnissen arbeiten. Nimmt man die heutigen Zahlen als Basis, müssten bei einer ununterbrochenen Vollzeitbeschäftigung bis zur Rente mindestens 12 Euro Stundenlohn erreicht werden, um im Rentenalter nicht als armutsgefährdet zu gelten. Der aktuelle Mindestlohn liegt jedoch bei nur 9,35 Euro. Dabei müssen natürlich auch noch Zeiten berücksichtigt werden, die z. B. wegen Kindererziehung oder Unterbrechungen z. B. wegen Wechsel der Arbeitsstelle erfolgen. Diese mindern die zu erwartende Rente weiter, ähnlich wie die steigende Besteuerung der Renteneinkünfte. Die Zukunftsprognosen sehen düster aus: Die Niedriglöhne, die hohe Arbeitslosenzahl in den 90er Jahren und die weitere demografische Entwicklung führen immer weiter in die Abwärtsspirale.


Was bedeutet Altersarmut für Betroffene?


Der Anteil der von Altersarmut gefährdeten Menschen in der Bevölkerung steigt immer weiter – 2010 waren ca. 14 % der Pensionäre resp. Rentner hierzulande armutsgefährdet, in 2017 waren es bereits 18,7 % - Tendenz steigend. Der Zuwachs ist in keiner anderen Gruppe von armutsgefährdeten Menschen so groß. Gerade im Alter wird Armut besonders schlimm wahrgenommen, denn die zunehmende Vereinsamung und die auftretenden Krankheits- und Degenerationssymptome machen die Situation für Betroffene unerträglich. Als junger Mensch ist es natürlich auch nicht schön, armutsgefährdet zu sein, doch kann die Situation ggf. durch eigene Kraft und ein großes Freundesumfeld verbessert werden oder zumindest erträglicher gestaltet werden. Im Alter ist man jedoch zunehmend von Pflegeleistungen bzw. von der Unterstützung anderer abhängig – besonders schlimm, wenn dann noch nicht einmal genügend Geld für die eigene Versorgung zur Verfügung steht und man von Sozialleistungen abhängig ist. Politik und Wirtschaft sind gefordert, Lösungen zu finden – so wird beispielsweise die Einführung einer Mindestrente (wie sie bereits in anderen Ländern gilt) gefordert oder auch die steuerliche Entlastung von Rentenbeziehern. Wie auch immer eine hinreichende Lösung aussieht – jede Verzögerung wird zu einer Verschlimmerung der Armutssituation von Senioren führen.

Bild©AdobeStock_Nik_Merkulov