Rente mit 70 – ja oder nein?
Das Thema ist genauso emotional wie unerschöpflich – immer wieder fragen sich abhängig Beschäftigte, ob - und wenn ja wann - eine mögliche Erhöhung des Renteneintrittsalters kommen könnte. Nach derzeitiger Rechtslage steigt die Altersgrenze für den abschlagfreien Rentenbezug schrittweise bis auf 67 Jahre (ab 2029). Die Angst, bis 70 arbeiten zu müssen, betrifft sicherlich viele Schichten der Bevölkerung. Nun hatten zuletzt Ökonomen das Thema wieder aufgegriffen und eine Empfehlung für die Erhöhung des Renteneintrittsalters aufgrund der stark angestiegenen Inflation ausgesprochen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat sich nun dazu mit einem klaren Statement geäußert: Eine Rente mit 70 wäre „mit der Lebensrealität nicht vereinbar“, sagte er. Somit steht fest, dass er einer Erhöhung des Rentenalters eher ablehnend gegenübersteht. Er sprach sich hingegen für eine flexible Lösung für den Übergang in die Rente aus. Das erscheint sinnvoll, denn nicht jeder Beruf ist dafür geeignet, bis ins hohe Alter zu arbeiten.
Koalitionsvertrag sieht keine Erhöhung des Renteneintrittsalters vor
Laut Aussage des Bundesarbeitsministers besteht in der Koalition sogar eine Vereinbarung, dass das Renteneintrittsalter nicht erhöht werden soll. Das klingt zunächst einmal sehr gut, doch die aktuell wieder aufgekommene Diskussion hat leider auch ihre Gründe. So legen die Preise immer weiter kräftig zu – hinzu kommt, dass Deutschland nach wie vor ein sehr großes Problem mit der Verfügbarkeit von Fachkräften hat. Somit ist zu erwarten, dass die Löhne in den nächsten Jahren entsprechend steigen werden, was wiederum die Inflation antreibt. Die Anhebung der Regelaltersgrenze würde dem entgegensteuern. Doch ist es nicht nur für Hubertus Heil mit der Lebensrealität hierzulande nicht vereinbar, die Grenze noch weiter nach oben zu verschieben.
DGB nennt eine mögliche Anhebung „völligen Unsinn“
Yasmin Fahimi – Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) - meint, dass eine Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Lebensjahre „völliger Unsinn“ ist. Vielen Menschen sei ihrer Meinung nach gar nicht bewusst, dass jeder freiwillig länger arbeiten kann. Es besteht aber auch die Möglichkeit, früher – beispielsweise mit Abschlägen oder durch andere besondere Umstände – in Rente zu gehen. Vermieden werden sollte jedoch die Einstellung oder Weiterbeschäftigung von Rentner*innen durch Unternehmen, um Sozialabgaben zu sparen. Bei Nutzung der Flexirente sollten keine Beiträge mehr für Arbeitslosenversicherung oder Rentenkasse anfallen. Die junge Generation hat bereits genug Kostendruck aus der Sozialversicherung.
Experten sehen zukünftig eine Erhöhung des Renteneintrittsalters
Der Professor für Finanzwissenschaft und Experte für Generationenverträge an der Universität Freiburg Bernd Raffelhüschen meint, dass es wohl auf ein Renteneintrittsalter von 68 oder 69 Jahre hinauslaufen wird. Auch Axel Börsch-Supan, Professor an der TU München meint, dass bei einer steigenden Lebenserwartung auch ein steigendes Renteneintrittsalter folgen müsste – etwa nach der Formel „für jedes Jahr länger leben, 4 Monate später in Rente gehen“. Die Bundesregierung jedoch bleibt bei ihrer Aussage, dass es bis 2031 keine höhere Regelaltersgrenze als geplant geben werde – ebenso wenig wie eine Erhöhung des Beitragssatzes. Die „Haltelinie“ von 48 % ist bis 2025 gesetzlich fixiert – darüber hinaus bereitet die Koalition gerade ein Rentenpaket II vor, welches das Rentenniveau über 2025 hinweg stabil halten soll.
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