Lockdown – Menschen am Rande der Gesellschaft werden abgehängt
Ein kürzlich veröffentlichter Artikel der Stuttgarter Zeitung beschäftigt sich mit den aktuellen Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und den Folgen für Menschen am Rande der Gesellschaft, z. B. Kinder aus finanziell schwachen Familien. Diese Menschen treffen die Regelungen besonders hart – aus verschiedenen Gründen. Die Thematik wird in den Medien viel zu wenig beleuchtet und jeder Einzelne sollte sich überlegen, wie er helfen kann. Wir sind aktuell mehr denn je als Gemeinschaft gefragt.
Wer über nur sehr wenig Geld verfügt, benötigt gerade jetzt Unterstützung
Menschen aus finanzschwachen Umfeldern, wie z. B. aus Familien mit Kindern, oder auch Obdachlose, Suchtkranke und Arbeitslose mit Sozialhilfe müssen derzeit besonders unter den Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie leiden. So müssen beispielsweise Tafelläden oder andere soziale Begegnungsstätten geschlossen werden, in denen Betroffene substanzielle Unterstützung und Ansprache finden konnten. Notübernachtungsplätze für Obdachlose können nicht in der notwendigen Zahl weiterbetrieben werden. Finanzschwache Familien z. B. in Sozialwohnungen sehen sich damit konfrontiert, auf kleinstem Raum den ganzen Tag miteinander verbringen zu müssen. Dies erhöht das Konfliktpotenzial, zudem fehlt oft die Möglichkeit, sich im Freien (z. B. in einem Garten) bewegen zu können. Die Aufgaben der Schule zu Hause durchzuführen (das sogenannte „homeschooling“) ist für viele Menschen aus solchen Familien ein großes Problem, weil die technischen Möglichkeiten, die Ruhe und der Freiraum für diese Aufgaben fehlen. Es werden bei Familien, die in dieser Weise eingeschränkt sind, voraussichtlich umso größere Bildungslücken entstehen, je länger die auferlegten Beschränkungen gelten. Auch die Mobilität spielt in diesen Tagen eine große Rolle – wer über ein privates Auto verfügt, kann damit zur Arbeit, zum Arzt oder zum Supermarkt fahren. Wer diese Möglichkeit nicht hat, muss sich entscheiden, ob er eine risikoreiche und lange Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Kauf nimmt. Die Verfügbarkeit von vielen Sonderangeboten im Supermarkt ist zudem oft eingeschränkt – so können sich finanzschwache Menschen, die auf diese Angebote oft angewiesen sind, nicht mit notwendigen Gütern versorgen.
Wie kann Abhilfe geschaffen werden?
Da die von der Politik beschlossenen Einschränkungen notwendig sind, um den Virus einzudämmen, kann an den Regelungen derzeit nichts geändert werden. Um die unterschiedlich starken Auswirkungen auf die verschiedenen sozialen Gruppen jedoch auszugleichen, sollten betroffene Gruppen stärker unterstützt werden. Dies kann beispielsweise durch Sonderzahlungen an Sozialleistungsabhängige passieren, damit diese ihre Versorgung sicherstellen können – auch ohne im Supermarkt auf Sonderangebote angewiesen zu sein. Auch ist der Einsatz von gesondert eingesetzten Sozialbeauftragten denkbar, welche betroffene Familien mit Hilfe der Behörden entsprechend unterstützen. Aber auch jeder einzelne kann etwas tun: So kann man selbst z. B. für betroffene Nachbarn miteinkaufen oder diesen etwas kostenlos zukommen lassen, damit sie die Situation besser meistern können. Wir sind in diesen Tagen als Gesellschaft gefragt, die aufeinander achtet und die Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützt. Es gibt schon viele private Initiativen dieser Art – doch es könnten mehr sein. Letztlich bleibt zu hoffen, dass die Situation sich bald wieder entspannt und wieder ein Stück Normalität in unser aller Leben zurückkehren kann.
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