Sozialer Aufstieg durch ungleiche Bildungschancen schwer
Ein aktueller Artikel in der Zeit beschäftigte sich im Rahmen der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos mit der derzeitigen Situation der ungleichen Bildungschancen in Deutschland je nach sozialer Herkunft. Auf europäischer Ebene sind hierbei insbesondere die nordeuropäischen Länder wie z. B. Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Island vorbildlich, wie eine Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF) im Vorfeld zu der Veranstaltung ergab. Die Auswertung der Studie bescherte Deutschland nur den 11. Platz von insgesamt 82 untersuchten Staaten – damit steht fest, dass es hierzulande einigen Nachholbedarf in diesem Bereich gibt. Insgesamt gibt es in vielen Ländern weltweit noch viele Probleme – insbesondere wurden hier unzureichende Bildungschancen, zu niedrige Löhne und mangelhafte Sozialsysteme genannt. Die Lösungen stellen sich dabei alles andere als einfach dar und bedürfen neben individuellen, nationalen Lösungen auch möglichst genauer Definitionen. Die vorliegende Studie des WEF kann neben anderen notwendigen Analysen dazu beitragen, die Situation transparenter zu machen und Lösungsansätze so effektiv zu vereinfachen.
Ungleiche Chancen verhindern sozialen Aufstieg
Es ist Aufgabe der jeweiligen Regierungen, faire Chance für die Bürger herzustellen. Hierbei sollte vor allem für die großen Volkswirtschaften wie China, USA, Indien, Japan und Deutschland die soziale Mobilität eine Rolle spielen. Untersucht wurden in der Studie des WEF insgesamt 5 wichtige Bereiche, welche entscheidend bei der Schaffung von Chancengleichheit für den sozialen Aufstieg sind: Gesundheit, Bildung, Technologie, Arbeit sowie Schutz und Institutionen. Ohne eine faire Entlohnung von Arbeitnehmern, sozialen Schutz, gute Arbeitsbedingungen und die Möglichkeit einer lebenslangen Fortbildung gibt es keine Chancengleichheit beim sozialen Aufstieg. WEF-Gründer Klaus Schwab erklärte, dass "die sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Ungleichheit tiefgreifend und weitreichend“ sind. Dabei ist die Entscheidungsebene jedes Landes individuell gefordert, die Probleme wirksam anzugehen.
Bedeutungsoffene Auslegung von Chancengleichheit und Gerechtigkeit
Die Erlangung fairer Erfolgschancen basiert auf der durch Regierung und Wirtschaftskonzerne zu verantwortenden sozioökonomischen Mobilität. Sinkendes Vertrauen in die Institutionen und ein sich steigerndes Gefühl von Ungerechtigkeit sind aktuell deutlich zu spüren. Ungleiche Einkommen können zwar ein Abbild unterschiedlicher Leistung sein, doch sollte eine initiale Chancengleichheit bestehen, um in entsprechende Arbeitsverhältnisse zu gelangen. Wie eine solche Gleichheit und Gerechtigkeit allerdings genau aussieht, darüber herrschen durchaus unterschiedliche Vorstellungen: Für viele Menschen besteht bereits Chancengleichheit, wenn formal gleiche Rechte Gültigkeit besitzen wohingegen für andere erst dann eine Chancengleichheit besteht, wenn zusätzlich auch keine Diskriminierung aufgrund sozialer Merkmale stattfindet und initiale Nachteile aus den Startvoraussetzungen (z. B. soziales Umfeld, Elternhaus) ausgeglichen werden. Sofern also von Chancengleichheit und Gerechtigkeit gesprochen wird, ist auch die genaue Definition dieser Begriffe von entscheidender Bedeutung. Die genaue Zuordnung der verschiedenen Auslegungen ist daher eher als offenes Konzept zu sehen – die Begriffe klingen zunächst in absoluter Weise erstrebenswert, doch sind sie ohne genaue Erläuterung des Konzepts und detaillierte Klärung der realistisch durchzusetzenden Maßnahmen (also als reine Zielbenennung) eher wertschwach.
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