Armutsgefahr insbesondere bei der Generation 65+ sehr hoch
Ein kürzlich erschienener Artikel bei t-online bescheinigt insbesondere der Generation 65+ eine sehr hohe Armutsgefahr in Deutschland. In dieser Altersgruppe war die Zahl der Armutsgefährdeten zuletzt am meisten gestiegen – seit 2005 verzeichneten die Senioren ab 65 einen Zuwachs von 4,7 Punkten. Im vergangenen Jahr waren 15,7 % der Menschen ab 65 armutsgefährdet. Über das Thema Armut wird nicht gern geredet – doch was genau ist eigentlich Armut?
Mehr Ältere als zunächst erkennbar leben in Armut
Hier in Deutschland wird Armut anhand des Einkommens und den entsprechenden Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe definiert. So gilt als armutsgefährdet, wer mit weniger als 60 % des durchschnittlichen Einkommens auskommen muss. Betrachtet man die Zahlen nicht nur oberflächlich, wird klar, dass tatsächlich mehr Menschen armutsgefährdet sind, als die Prozentangaben dies veranschaulichen können. Die Angaben der Zahlen beinhalten nämlich auch Pensionäre oder Menschen, die gut von ihren Kapitaleinkünften leben können und verzerren so das Bild. Schaut man sich hingegen nur die Rentner an, so ist bereits so gut wie jeder fünfte betroffen – davon vor allem Frauen. Gründe hierfür könnten das immer weiter sinkende Rentenniveau, aber auch die Zunahme von Jobs in Niedriglohnbereichen sein. Zusätzlich wird aktuell sehr wahrscheinlich die Corona-Pandemie ihre Folgen hinterlassen – die rezessive Entwicklung in der Wirtschaft wird sich auch in einem Anstieg der Altersarmut manifestieren. Die ersten spürbaren Auswirkungen treten bereits auf: So fallen derzeit sehr viele der sogenannten Minijobs weg, mit denen viele Rentner mit kleinem Alterseinkommen ihre Situation aufgebessert haben. Diese werden für die nun fehlenden Zusatzeinnahmen nicht entschädigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, erhielten Ende 2019 ca. 3,2 % der Menschen im Rentenalter eine Grundsicherung. Hierbei gibt es allerdings eine hohe Dunkelziffer, denn viele Senioren beantragen diese aus Scham, Unkenntnis oder falschem Stolz erst gar nicht. Doch gerade Senioren treffen geringe Einkommen im Alter besonders hart, denn sie sind oft auf Hilfe angewiesen, auf eine bessere Ausstattung und sind mit hohen Gesundheitskosten konfrontiert. Es drohen Einsamkeit und psychisch negative Folgen. Ein erster Schritt ist mit der Grundrente zwar bereits angedacht, doch ist diese mit im Schnitt 75 bis 80 Euro im Monat viel zu gering.
Wo wohnen die meisten Senioren mit Armutsrisiko?
Unterscheidet man nach alten und neuen Bundesländern, so war die Armutsquote bei den Senioren im Osten mit 13,8 % etwas niedriger als im Westen (16,2 %). Doch sollte man dabei berücksichtigen, dass die Bevölkerung im Osten stärker altert – beispielsweise durch Abwanderung. Unterscheidet man nach einzelnen Bundesländern, liegt die Armutsquote bei den Senioren im Saarland mit 18,4 % am höchsten, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 17,8 % und Bayern mit 17,5 %. Die niedrigste Armutsquote hat Brandenburg mit 12,5 %, gefolgt von Schleswig-Holstein mit 13 % sowie den beiden Bundesländern Thüringen und Sachsen mit jeweils 13,4 %. Die Zahlen und die Entwicklung zeigen, dass Altersarmut in Deutschland leider auch weiterhin ein prägnantes Thema bleibt. Die Politik ist somit in gesellschaftlicher und moralischer Verantwortung für diejenigen besser zu sorgen, die in unserem Land ihr Leben lang gearbeitet haben und Deutschland mit aufgebaut haben. Es kann und darf nicht hingenommen werden, dass ein großer Teil unserer Senioren nicht genügend Einkommen hat, um ein durchschnittliches Lebensniveau zu halten und die gesundheitliche Versorgung sowie die soziale Integration sicherstellen zu können.
Bild©AdobeStock_weyo