Altersarmut bei Frauen: Ein Thema, was nicht gern angesprochen wird

Das Risiko einer Altersarmut ist in Deutschland nicht gerade klein: Künftige Rentnergenerationen landen ohne eine ausreichende, private Altersvorsorge schnell in der Altersarmut. Die gesetzliche Rente wird für heute noch abhängig Beschäftige kaum ausreichen, den gewohnten Lebensstandard auch im Alter zu halten. Schon heute sieht man oft Senioren, die trotz Überschreitung der Altersgrenze noch arbeiten – oder noch schlimmer, Flaschenpfand sammeln oder betteln gehen, um sich die Einkünfte etwas aufzubessern. Dabei ist das Risiko für Frauen unvergleichlich höher als für Männer, denn aufgrund der Kindererziehung, Teilzeitarbeit etc. müssen Frauen oftmals noch größere Abstriche bei der Rente und der Vorsorge machen als Männer. Ein oft sehr unangenehmes Thema für Frauen, die verständlicherweise nicht gern über ihre Geldprobleme im Alter reden. Doch um die Situation zu ändern, müssen Reformen her – und es muss darüber gesprochen werden.


Die Situation


Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hat im Dezember 2018 eine Übersicht vorgelegt, welche die soziale Situation in Deutschland abbildet. Danach galt 2016 jede 6. Person hierzulande als armutsgefährdet – dabei sind insbesondere Arbeitslose, Alleinlebende, Alleinerziehende und Frauen betroffen. Kinder und Singledasein erhöhen also das Armutsrisiko in Deutschland. Doch kaum einer der Betroffenen mag gern darüber sprechen – zu hoch die Schamgrenze und die Angst, belächelt zu werden. Doch viele Frauen sind sich eigentlich darüber bewusst, wie die Situation zustande kommt: Durch die Kindererziehung werden oft lange Zeiten ohne Arbeit bzw. mit Teilzeit- und Minijobs verbracht. Hierbei entstehen herbe Verluste bei Einkommen und Rentenanspruch. Nicht erst seit gestern fordern Fachleute deshalb, dass es wieder eine Erwerbsarbeit geben muss, die sich auch lohnt. Dabei steigen die Kosten für das Leben weiter – Inflation und steigende Mieten insbesondere in den großen Städten Deutschland ziehen weiter an und auch die Verbreitung in weitere Gebiete nimmt zu. Einer Erhebung zufolge könnte 2036 jede vierte Rentnerin in Deutschland in Armut leben.


Wie kann die Situation verbessert werden?


Politische Bemühungen wie die Mütterrente sind nicht ausreichend – für viele Fachleute ist dies mehr eine symbolische Anerkennung, weil die wenigen Rentenpunkte, die hier für Kinder angerechnet werden, keine wirkliche Niveauverbesserung erreichen. Unser Rentensystem ist nach wie vor auf Erwerbsarbeit aufgebaut, die eben von vielen Frauen nicht in dieser Form erbracht werden kann. Es müsste ergänzt bzw. so verändert werden, dass Frauen entsprechend konsolidiert werden können. Grundsätzlich ist dazu auch die Diskussion um eine Grundrente bzw. die Anhebung des Rentenniveaus zu begrüßen, denn dies könnte die Benachteiligung von Menschen, die z. B. in Minijobs bzw. dem Niedriglohnsektor gearbeitet haben, ausgleichen. Eine Art Bürgerversicherung ist hierfür ebenfalls denkbar – grundsätzlich sollten das Solidarprinzip der Rentenversicherung aber alle gleich mittragen und bei Notwendigkeit auch davon profitieren können. So gibt es derzeit nach Ansicht vieler Menschen ja weitere Probleme z. B. bei der Absicherung von Selbständigen oder auch bei der Beteiligung von Beamten. Es scheint zudem so, dass – gerade wenn in den nächsten Jahren die Babyboom-Generation ins Rentenalter eintritt – wir nicht umhin kommen werden, auch Geld aus anderen (z. B. Steuer-) Quellen in das Rentensystem zu pumpen, um überhaupt einen gewissen Rentenanspruch befriedigen zu können. Eine grundsätzliche Umgestaltung wäre also zum jetzigen Zeitpunkt so oder so günstig.

Bild©AdobeStock_weyo

Zurück
Zurück

Zunehmende Entstehung von „Armen-Gettos“ in Deutschland

Weiter
Weiter

Konjunkturflaute – Arbeitslosenzahlen im Juni nur leicht gesunken