Abgabenlast in Deutschland ist sehr hoch

Viele Menschen in Deutschland werden zustimmend nicken: Die Abgabenlast in Deutschland ist im internationalen Vergleich vergleichsweise hoch. Das wurde auch schon in der Vergangenheit immer wieder mal durch entsprechende Untersuchungen bestätigt und ist daher immer wieder Thema in vielen Diskussionsrunden. Ein aktueller Bericht der Zeit nun befasst sich mit der Abgabenlast in Deutschland nach einer aktuellen Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD / Organisation for Economic Co-operation and Development). Mit „Abgabenlast“ ist dabei die Belastung der Einkommensbezieher in Deutschland durch Steuern und Sozialabgaben gemeint. Geht man von einem ledigen Angestellten aus, so verliert dieser fast 50 % seines Einkommens an den Staat durch Steuer- und Sozialabgabenabzüge. Vergleicht man diesen Wert mit den übrigen 34 Mitgliedsländern der OECD, gibt es mit Belgien nur ein Land, bei dem diese Abgabenlast noch höher ist. Doch nicht nur bei den Alleinverdienern, sondern auch bei allen anderen Haushaltstypen lag die Abgabenlast in Deutschland merklich über dem Durchschnitt der anderen Mitgliedsländer der OECD. Doch woran liegt das und was kann man ggf. dagegen unternehmen?



Auch Paare und Familien müssen überdurchschnittliche Abgaben tragen


Zunächst einmal ein weiterer Blick auf andere Einkommensgruppen: Bei verheirateten Alleinverdienern mit 2 Kindern verzeichnet Deutschland mit 34 % Abgabenlast den neunthöchsten Wert im Vergleich mit den anderen OECD-Staaten. Hier verringern Zuschüsse wie z. B. das Kindergeld oder Steuervorteile die ansonsten hohe Abgabenlast. Gründe für das allgemein hohe Niveau der Abgaben in Deutschland sehen Experten vor allem in den hohen Beiträgen für Arbeitslosen-, Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Insgesamt ist die Belastung im gesamten OECD-Gebiet erneut leicht gesunken. Nach Ansicht von Fachleuten liegt dies insbesondere an den Reformbemühungen in einigen Mitgliedsländern. Betrachtet man die Entwicklung in Deutschland, wird sich die Abgabenlast für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener seit 2013 um 0,2 % erhöht – zurückblickend seit dem Jahr 2000 kann allerdings ein Rückgang von 3,5 % verzeichnet werden.


Sind Steuersenkungen angebracht, um die Abgabenlast zu reduzieren?


Gerade im Bereich kleiner und mittlerer Einkommen – so OECD Experte Pascal Saint-Amans – könnten Steuersenkungen Arbeitsanreize schaffen und damit Triebfeder für weiteres Wirtschaftswachstum sein. Allerdings taugen die Zahlen als Begründung für Steuersenkungen nur bedingt. Das Problem liegt eher bei den hohen Sozialabgaben wie bereits oben erwähnt für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Außerdem ist eine isolierte Betrachtung der Zahlen nur teilweise aussagekräftig, denn für die Sozialabgaben erhalten die Einkommensbezieher ja auch eine Gegenleistung. Betrachtet man beispielsweise Länder wie Mexiko, die USA oder Griechenland, stellt man fest, dass dort die Abgabenlast zwar sehr viel geringer als in Deutschland ist – dafür müssen die Arbeitnehmer im Gegenzug aber auch für eine eigene Absicherung in den Sozialsystemen sorgen. Vergleicht man die Länder mit vergleichbaren Sozialleistungen wie in Deutschland, so kann man alle skandinavischen Länder anführen, bei denen trotz dieser vergleichbaren sozialen Leistungen eine niedrigere Abgabenbelastung verzeichnet werden kann. Eine Verringerung der Abgabenlast ist nach Ansicht vieler Arbeitgeber hierzulande unbedingt notwendig, um Beschäftigung und Wachstum nicht zu gefährden. Will man also die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands erhalten, müssen Politik und Wirtschaft sich gemeinsam dieses Problems annehmen und möglichst bald für eine allgemeine Verringerung der Abgabenbelastung sorgen.

Bild© marcus_hofmann - Fotolia.com

Zurück
Zurück

Wohntrends: Nachhaltig und barrierefrei – die Wohnkultur verändert sich

Weiter
Weiter

Gebühren für das Geldabheben: Nach Sparkasse folgen weitere Geldinstitute