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Corona-Finanz-Simulationsstudie: Wohl kein Anstieg der Einkommensungleichheit im Jahr 2021

Die Corona-Pandemie und die getroffenen Maßnahmen der Regierung haben immensen Einfluss auf den Arbeitsmarkt und auf die Bruttoerwerbseinkommen der Menschen hierzulande. Dabei gelten insbesondere das Steuersystem und die getroffenen Regelungen zur Kurzarbeit als wichtige Stabilisatoren – die Frage, ob die hohen Kosten der diversen Corona-Regelungen aber generell auch größeren Einfluss auf die Einkommensverteilung haben werden, lässt sich derzeit nicht so ohne weiteres genau beantworten. Aus diesem Grund haben sich das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für eine gemeinsame Simulationsstudie entschieden, welche der Fragestellung nachgeht, wie sich die Beschäftigungsproblematik auf der einen und die finanziellen Unterstützungen auf der anderen Seite eigentlich auf die Einkommensverteilung in Deutschland auswirken.


Große Vielzahl an Stabilisierungsmaßnahmen


In der Studie werden diverse Maßnahmen, welche die Stabilisierung der Einkommen sicherstellen sollen, berücksichtigt. Dabei spielen vor allem das Kurzarbeitergeld, die Familienentlastungen (z. B. Kinderbonus) oder die Erhöhung des Einkommenssteuerfreibetrags für Alleinerziehende eine wichtige Rolle. Dabei geht die aktuelle statistische Erhebung der Bundesagentur für Arbeit von 2,2 Millionen Menschen in Kurzarbeit für den September 2020 aus. Vor dem Ausbruch der Pandemie betrug die Zahl der Kurzarbeiter noch 134.000. Die Höhe des gewährten Kurzarbeitergeldes vor der Pandemie entspricht circa dem Arbeitslosengeld, d.h. 60 % des letzten Nettogehaltes (67 % bei vorhandenen Kindern). Während der Pandemie nun hat die Regierung beschlossen, dies zeitlich gestaffelt auf 80 % bzw. 87 % zu erhöhen – außerdem wurde der Zugang allgemein erleichtert und die mögliche Bezugsdauer verlängert.


Auswirkungen auf Bruttoeinkommen und Nettoeinkommensverteilung werden simuliert


Je nach Branche wurden die Geschäftserwartungen auf Basis der ifo-Umfragen zur Konjunktur und den Geschäftserwartungen abgeschätzt. So kommt die Gastronomiebranche beispielsweise auf einen Einbruch durch Corona von 31,9 % und in der Beherbergungsbranche geht man von einem Minus von 28 % aus. Sodann werden die zu erwartenden Einkommensausfälle auf die Haushalte der Erwerbstätigen verteilt - im Durchschnitt kommt dann dabei ein simulierter Rückgang des Einkommens über alle Haushalte von 3 % heraus. Relativ betrachtet, verzeichnen die größten Verluste dabei das unterste Einkommensdezil. Danach folgen die Haushalte im 8., 9. Und 4. Dezil. Schaut man sich nun die verfügbaren (Netto-) Haushaltseinkommen an, zeichnet sich bei den Haushalten der Erwerbstätigen ein Einkommensverlust von durchschnittlich 1,1 % ab – ein Rückgang um 1,9 % im Vergleich zum Bruttoerwerbseinkommen. Die Einkommensverluste werden demnach durch das Steuer- und Transfersystem deutlich abgemildert. Nicht betrachtet wurden in diesem Zusammenhang übrigens die Sonderhilfen für besonders einkommensschwache Haushalte. Bezieht man diese mit ein, ergibt sich gerade für die unteren Einkommensgruppen ein noch merklich positiveres Bild.


Fazit


Durch das für die Pandemiezeit modifizierte Kurzarbeitergeld-System und andere Maßnahmen treten die Verluste beim Bruttoerwerbseinkommen nur stark abgemildert beim Nettoeinkommen auf – und dies über alle Einkommensgruppen hinweg. Allerdings beruhen die hier beschriebenen Simulationsdaten auf einem Stand September 2020. Durch das wieder neu aufgeflammte Infektionsgeschehen kann sich diese Simulation erheblich ändern, was zu veränderten Einkommensauswirkungen führen würde. Die Auswirkungen hängen insbesondere von den krisenbedingten Beschäftigungsausfällen und den dafür zur Verfügung gestellten finanziellen Unterstützungsleistungen ab.

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