Zahl der Sozialwohnungen sinkt merklich ab

Aktuelle Zahlen des Bundesinnenministeriums, welche dem Handelsblatt vorliegen , zeigen ein erneut deutliches Absinken des Sozialwohnungsbestands in Deutschland. Im Angesicht steigender Mieten insbesondere in den Ballungsgebieten wird dieser Rückgang durch viele Politiker beklagt. Hauptproblem dabei ist der unzureichende Neubau von sozialen Wohneinheiten, welcher durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird und derzeit zu Problemen bei der Unterbringung von sozial Schwachen führt. Es scheint, als sein ein Umdenken und kurzfristiges Handeln angebracht.


Wie sehen die Zahlen genau aus?


Ende 2019 existierten in Deutschland 1,14 Millionen Sozialwohnungen – ein Rückgang von ca. 39.000 im Vergleich zum Jahr davor und ein neuer absoluter Tiefstand. Diese Zahlen stammen vom Bundesinnenministerium und wurden auf eine Anfrage der Partei die Linken mitgeteilt. Sozialwohnungen sind bei der Miethöhe staatlich reguliert und werden entsprechend anspruchsberechtigten Personen zugeteilt. Dabei fallen diese Wohnungen allerdings nach einiger Zeit aus der „Bindung“ und können fortan wieder regulär am Wohnungsmarkt vermietet werden. Um den Bestand zu erhalten, müssten dementsprechend neue Sozialwohnungen entstehen, was jedoch leider nicht der Fall ist. Dies liegt u.a. auch an der Kürzung der Förderung für den sozialen Wohnungsbau – derzeit liegt dieser bei etwa einer Milliarde Euro für Deutschland. Eingeteilt nach Bundesländern gibt es die meisten Sozialwohnungen derzeit in Nordrhein-Westfalen (mehr als 456.000). Danach existiert eine große Lücke und es folgen Bayern mit ca. 135.000 und Berlin mit ca. 95.000 Sozialwohnungen.


Viele Politiker sehen die Lage nicht dramatisch


Kürzlich ließ Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) verlauten, dass das Auslaufen einer Bindung für eine Sozialwohnung nicht automatisch bedeute, dass die bisherigen Mieter gekündigt oder dramatischen Mieterhöhungen ausgesetzt würden. Für 2018 bis 2021 habe die Politik zudem insgesamt 5 Milliarden Euro für den Bau von mehr als 100.000 neuen Sozialwohnungen beigesteuert – insgesamt sei man bei der Entwicklung auf einem guten Weg. Die Kritiker beruhigen diese Aussagen jedoch nicht.


Kritik wird lauter


Die Kritik am Abbau des sozialen Wohnungsbestandes wird zunehmend lauter. Bei weiter steigenden Mieten in den Ballungsgebieten sind soziale Wohneinheiten von zentraler Bedeutung für Menschen, die mit diesen finanziellen Verhältnissen nicht mithalten können. Generell müsste der Wohnungsbau in den größten deutschen Städten vorangetrieben werden. Der Wohnungsbedarf – ob nun im sozial bedürftigen Bereich oder nicht, steigt weiter – hinzu kommen die wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona, welche den Neubau zusätzlich erschweren. Trotz der Bemühungen, die mittlerweile von der Politik ausgehen, reicht der Wohnungsneubau in Deutschland immer noch nicht aus. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage geht weiter auseinander – im Jahr 2019 wurden „nur“ ca. 293.000 Wohnungen neu hergestellt, der aktuelle Bedarf liegt jedoch bei 320.000 neuen Wohnungen jährlich. Von diesen 293.000 waren auch nur 25.600 Einheiten für den sozialen Wohnungsbau bestimmt. Die Wirtschaft sagt, dass die noch immer langwierigen und komplexen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die geringen Kapazitäten bei steigenden Baukosten dafür verantwortlich sind. Hier wird sich einiges ändern müssen, wenn Deutschland dem Bedarf der Bevölkerung entsprechen möchte und für möglichst jeden eine angemessene und bezahlbare Wohnumgebung bereitstellen möchte.

Bild©AdobeStock_Armin Staudt

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