Untersuchung belegt: Deutsche Durchschnittsfamilie unter dem Existenzminimum
Wie die Welt berichtet, wird das Armutsrisiko für Familien mit Kindern hierzulande größer. Eine aktuelle Analyse des Familienbundes der Katholiken und des Deutschen Familienverbandes sieht die Steuer- und Abgabenbelastung so hoch, dass die deutsche Durchschnittfamilie mittlerweile unter dem Existenzminimum liegt. Exemplarische Berechnungen einer Familie mit 2 Kindern und einem Jahresbruttoeinkommen von 35.000 Euro sowie einer Familie mit 3 Kindern und einem Jahresbruttoeinkommen von 50.000 Euro zeigen ein Nettoeinkommen von 30.797 Euro (Familie mit 2 Kindern) bzw. 42.030 Euro (Familie mit 3 Kindern). Damit liegt die Familie mit 2 Kindern mit einem Fehlbetrag von 2.779 Euro deutlich unter dem Existenzminimum, die Familie mit den 3 Kindern liegt knapp über dem rechnerischen Existenzminimum (plus 834 Euro). Verglichen mit dem Durchschnitt aller Einkommen sind 35.000 Euro für die Familie mit 2 Kindern gar nicht mal so gering, denn der Durschnitt liegt bei 35.189 Euro.
Entwicklung ist dramatisch
Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit den Vorjahreszahlen, muss man leider feststellen, dass sich die Situation in den letzten Jahren eher verschlechtert hat. Vor 5 Jahren lagen der Fehlbetrag bei der exemplarischen Familie mit 2 Kindern „nur“ bei 807 Euro und der Plus-Betrag der anderen Partei bei satten 3.145 Euro. Doch woran liegt diese Entwicklung? Einerseits trägt die gestiegene Abgabenlast (z. B. Steuern) dazu bei, andererseits aber auch das nach oben revidierte, sozialhilferechtlich festgelegte Existenzminimum. Dieses liegt heute bei 9.168 Euro für einen Erwachsenen und bei 7.620 Euro für ein Kind. Nicht wenige fordern übrigens, dieses Minimum weiter anzuheben, weil es heute kaum realistisch sei und auch, dass das Existenzminimum für Kinder genauso hoch wie das eines Erwachsenen sein sollte. Faktisch bedeutet die Entwicklung nun jedoch, dass immer mehr Familien wirklich sehr genau auf Ihr Geld achten müssen, damit sie überhaupt über die Runden kommen. Die nicht ausreichende Einkommenslage erfordert oftmals das Ausweichen auf schlechtere (weil billigere) Wohnlagen, die Zurückstellung geplanter (auch notwendiger) Anschaffungen und keine Möglichkeit zu einer ausreichenden Altersvorsorge. Sozialverbände fordern immer wieder, dass gerade Familien finanziell mehr unterstützt werden müssen – das Kindergeld reiche hierfür nicht aus. Vielmehr müsse eine kinderanzahlabhängige Förderung erfolgen – beispielsweise über Freibeträge auch in der Sozialversicherung und nicht nur bei der Einkommensteuer.
Wie wird es weitergehen?
Derzeit kann man natürlich nur vermuten, wie die weitere Entwicklung verlaufen wird. Global betrachtet erhalten Vorschläge zur vermehrten Förderung von Familien mit Kindern derzeit politisch kaum Unterstützung. Es kann also eher nicht davon ausgegangen werden, dass sich hier in Kürze etwas ändert. Es gibt Stimmen, die vor einer Weiterführung der Abwärtsspirale warnen. Gerade in Anbetracht weiter steigender Rentnerzahlen mit entsprechend höheren Sozialabgaben kann es sein, dass immer weniger Menschen sich für Kinder entscheiden. Dabei sollte zwar darauf geachtet werden, Kinderlose nicht zu bestrafen – jedoch müssten viel mehr Anreize geschaffen werden, Kinder und damit Zukunft erstrebenswerter zu machen. Diese Thematik liefert aktuell viel Zündstoff in der politischen Diskussion – wohin hier die Reise mittel- und langfristig gehen wird, ist völlig offen. Kurzfristig scheint sich die Situation für die Familien wohl kaum zu verbessern.
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