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Arbeitsmarkt in der Corona-Krise

In einem aktuellen Artikel der Zeit prophezeit Ralf Holtzwart - der Chef der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit – dem Arbeitsmarkt, dass die Corona-Pandemie und der Strukturwandel auch 2021 merkliche Spuren hinterlassen werden. So könne man davon ausgehen, dass zu Jahresbeginn die Zahl der Arbeitslosen deutlich steigen wird – dies sei teils aber auch saisonbedingt zu sehen. Die Frühjahrsbelebung wird dann die Zahlen wohl wieder etwas reduzieren. In 2020 konnte man in vielen Teilen Deutschlands beobachten, dass sich der Arbeitsmarkt aufgrund staatlicher Subventionen (insbesondere dem modifizierten Kurzarbeitergeld) von der Wirtschaft abgekoppelt hat. Hinzu kommt, dass die Strukturwandel durch technologische Veränderungen mehr und mehr Einfluss am Arbeitsmarkt gewinnt. Die Zahl der Arbeitslosen steigt seit 2019, was jedoch aufgrund der positiven Entwicklung bei der Grundsicherung nicht in den Vordergrund gelangt ist. Alles in allem wohl keine gute Aussicht für die kommende Beschäftigungsentwicklung. Hierzu ein kurzer Blick auf die Entwicklung im vergangenen Jahr.


Rückblick 2020: Arbeitsmarkt stark unter Druck


Die Folgen der Pandemie sind nach wie vor am Arbeitsmarkt sichtbar – auch wenn die Stabilisationsmaßnahmen der Bundesregierung (hier vor allem die Kurzarbeit) die Beschäftigungsprobleme abgemildert hat. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA) Detlef Scheele ist der Meinung, dass die Kurzarbeit eine noch höhere Arbeitslosigkeit verhindert hat. Bereits zu Anfang des Jahres 2020 hat die allgemein schwache Konjunktur einer positiven Veränderung der Arbeitslosenzahlen entgegengewirkt. Ab März 2020 haben dann Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit aufgrund der Corona-Auswirkungen spürbar zugenommen. Nach Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hat sich der Arbeitsmarkt zwischenzeitlich wieder etwas erholt – doch trotzdem stieg die Zahl der Arbeitslosen im Jahresverlauf 2020 auf 2.695.000 Menschen und kletterte damit im Vergleich zum Vorjahr um 429.000. Zu Beginn des 1. Lockdowns im März stiegt die Zahl der Kurzarbeiter rasant an – der bisherige Höchststand wurde dabei im April mit ca. 6 Millionen Kurzarbeitenden erreicht, was einem Anteil von ca. 18 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten entspricht. Rechnerisch wurde somit ein Arbeitsausfall von 38 % generiert, was der Sicherung von etwa einer Million Arbeitsplätze gleichgesetzt werden kann. Trotz der Maßnahmen ließen sich aber nicht alle Entlassungen vermeiden – bei sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten konnte man in dieser Zeit ein Minus von ca. einer halben Million Arbeitsplätze verzeichnen. Die folgenden Lockerungen konnten die Situation wieder entspannen, doch dann folgte der 2. Lockdown, dessen Auswirkungen derzeit noch nicht genau bezifferbar sind.


Ausblick 2021


Harry Glawe - Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit (CDU), rechnet derzeit mit keiner raschen Belebung am Arbeitsmarkt. Eine Rückkehr zu einer Arbeitslosenzahl wie vor der Pandemie sei nicht zu erwarten. Es ist generell schwierig, eine konkrete Aussage zu treffen, da die Folgen des derzeitigen Lockdowns und die weitere Entwicklung des Pandemieverlaufs und die Auswirkungen der aktuellen und noch kommenden Maßnahmen der Regierung schlecht prognostizierbar sind. Viele Menschen hoffen auf Belebungen der Schlüsselbranchen, sobald absehbar ist, dass die Folgen der Pandemie unter Kontrolle geraten. Ein Zeitpunkt hierfür ist aber kaum zu definieren. Experten rechnen zwar für die Zeit ab Mitte Februar mit deutlich fallenden Infektionszahlen – das bedeutet jedoch nicht, dass dann alle derzeitigen Schutzmaßnahmen auch direkt zurückgenommen werden können.

Bild@AdobeStock_Irina